(kunid) Die Corona-Pandemie hat auch die Einstellung der Österreicher zu Rechtsstreitigkeiten verändert. Eine aktuelle Meinungsumfrage zeigt, dass mehr als 40 % der Befragten mit einer Zunahme von Rechtsstreits rechnen. Abgenommen hat die Angst davor, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden.
Corona hat die Streitlust der Österreicher „eher negativ“ beeinflusst, so der Tenor einer aktuellen Studie.
Im Auftrag der Helvetia hat die „Triple M Matzka Markt- und Meinungsforschung“ in einer Untersuchung Einstellungen und Erfahrungen der Österreicher im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten erhoben.
Die Ergebnisse im Detail im Folgenden.
Mehr Streitigkeiten durch Corona
Dass die Corona-Pandemie zu einer Zunahme von Rechtstreits führen wird, glauben laut Studie 42 % der Befragten. Demgegenüber sind nur 18 % der Ansicht, dass das Streitverhalten der Österreicher abgenommen hat.
Mehr Rechtsstreitigkeiten werden vor allem mit aktuellen oder früheren Arbeitgebern, in Wohnungsangelegenheiten und im Umgang mit Behörden erwartet. Einen Rückgang erwarten die Befragten am ehesten im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen, aber auch bei Verträgen und mit Nachbarn.
Diese Einschätzung spiegelt die Lebenssituation durch Corona wider, so die Marktforscher: Streits mit Arbeitgebern werden durch Kurzarbeit und ähnliches verstärkt, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit wiederum reduzieren Streits in Verkehrsangelegenheiten.
Corona verändert Verhalten
Nicht einmal jeder Fünfte glaubt, dass die Corona-Situation die Gesellschaft nachhaltig zu einem rücksichtsvolleren Miteinander verändert hat.
Dass es besser geworden sei glauben nur 18 %, während 28 % davon ausgehen, dass es zu einer Verschlechterung gekommen ist.
Am pessimistischsten zeigt sich hier die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen. Der Optimismus nimmt allerdings mit steigendem Einkommen zu.
Auch glauben Menschen in Tirol und Vorarlberg eher an eine Verbesserung des Miteinanders.
Streitlustig wie noch nie
Generell zurückgegangen ist die Angst vor Rechtsstreits.
Sehr große Angst, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden, hatten zuvor 9 %, im August nur noch 4 %.
Auf der anderen Seite stieg der Anteil jener, die weniger oder keine Angst vor einem Rechtsstreit haben, von 64 auf 71 %.
Insbesondere Menschen, die schon einmal in einen Rechtsstreit verwickelt waren, haben sehr große Angst, klagen zu müssen oder verklagt zu werden: Bei ihnen lag dieser Anteil (vor der Pandemie) bei 13 %. Und bei den Unter-30-Jährigen hatten sogar 14 % sehr große Angst vor einem Rechtsstreit.
Was mit Rechtsstreit spontan assoziiert wird
Wenn es um Rechtsstreitigkeiten geht, denken die Österreicher spontan zuerst an die Themen Grund, Wohnung und Besitz. Diese Themen haben allerdings durch Corona an Bedeutung verloren: Vor der Pandemie dachten 26 % spontan an diese Bereiche, im August nur noch 22 %.
Stärker in den Mittelpunkt gerückt sind die Themen Geldangelegenheiten und Rechts- bzw. Schuldenfragen. „Nach“ Corona denken jeweils 20 % spontan an diese Themen, davor nannten 17 % Geldangelegenheiten und nur 14 % Rechts-/Schuldenfragen.
Deutlich seltener denken die Befragten im Zusammenhang mit Rechtsstreits nun spontan an Scheidung, Obsorge oder Alimente. Waren diese in der ersten Befragungswelle von 20 % genannt worden, so sank der Anteil in der zweiten Welle auf 16 %.
Worüber in Österreich gestritten wird
31 % der Österreicher haben vor der Corona-Krise geglaubt, dass am häufigsten über Familienangelegenheiten wie Erbschaften oder Alimentationen gestritten wird. Dieser Wert stieg in der zweiten Befragungswelle deutlich auf 36 %.
An zweiter Stelle rangieren in der gestützten Befragung Streitigkeiten nach Verkehrsunfällen. Vor Corona glaubten 20 % und im Mai 22 %, dass es sich dabei um das häufigste Thema von Streitfällen handelt.
In diesem Sinne: Kommen Sie gesund – und hoffentlich ohne (unbegründeten) Streit – durch diese schwierigen Zeiten!