(kunid) Der Aktionstag, der die Einkommensungerechtigkeit zwischen Frauen und Männern aufzeigt, fiel heuer auf den 15. Februar und rückte somit 6 Tage nach vorne. Die aktuelle Gender-Pay-Gap beläuft sich damit auf 12,7 %, umgerechnet sind das 46 Kalendertage, die Frauen unbezahlt arbeiten.
„Es war der 16. März 2020, Angestellte übersiedeln ins Homeoffice, Schüler werden zu Hause unterrichtet. Das Arbeitszimmer wird vom Mann in Besitz genommen. Der Frau wird oftmals nahegelegt, ihr Arbeitspensum zu reduzieren, um sich besser um die Kinder kümmern zu können“, mit diesen Worten skizzierte Cornelia Pessenlehner, Präsidentin von BPW Austria (BPWW steht für Business and Professional Women), die Situation der Frauen speziell im ersten Pandemiejahr.
Dies führte auch zu einer Verfälschung der Statistik in Bezug auf den Gender Pay Gap, der auf 12,7 % sinkt. Außerdem ist unklar, wie die Kurzarbeit in die Statistik eingeflossen ist.
Zum Equal Pay Day
Der Equal Pay Day (EPD) vergleicht Frauen und Männer in Vollbeschäftigung. Arbeitskräfte, die durch die Krise weniger Stunden in Beschäftigung waren oder ihre Jobs verloren haben, bleiben allerdings außen vor. Covid-19 hat zu strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt geführt. Kurzarbeit, Homeschooling und andere Faktoren haben vor allem die Berufstätigkeit von Frauen belastet.
Der Pay Gap hat weitreichende Konsequenzen. Vor allem in den Berufsgruppen der Angestellten beträgt er 29,9 % und bei Arbeiterinnen 26,9 %.
Das wirkt sich auf den Kontostand und die Lebensqualität aus, aber auch die Pensionen sinken. Frauen leben länger, die Frage ist wovon? Ohne zusätzliches Vorsorgeprogramm führen Frauenpensionen, deren Höhe nur halb so hoch ist wie die der Männer, zwangsläufig in die Altersarmut.
Gründe für Ungleichheit
„Die Gründe für Einkommensunterschiede sind sehr vielfältig“, so die stellvertretende Vorsitzende des Frauenringes, Christa Kirchmair. Einkommensunterschiede haben ihre Wurzeln sowohl auf betrieblicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene, dazu zählen etwa die unterschiedliche Bewertung von Arbeit in verschiedenen Branchen, die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, aber auch die noch immer vorhandene „Gläserne Decke“.
Sie gehört endlich durchbrochen, was dann auch heißt, dass Frauen die gleichen Karrieren im Unternehmen wie Männer haben müssen, so Kirchmair, „hier braucht es gezielte Frauenförderpläne und die Beseitigung innerbetrieblicher Stereotypen und Diskriminierungen.“
Persönliche Vorsorge entscheidend
Für die Ökonomin der Arbeiterkammer Wien, Katharina Mader, ist der Einkommensunterschied auf Basis der Zahlen von 2020 als besonders zu betrachten, weil bei den ganzjährig Vollzeit-Beschäftigten Männern unter anderem der kurzarbeitszeitbedingte Wegfall ihrer Überstunden(entgelte) zu einem geringeren Anstieg ihrer Einkommen geführt haben.
Obwohl in der Statistik vorwiegend gutverdienende Frauen übergeblieben sind, verdienen diese Frauen noch immer deutlich weniger als Männer.
Mader abschließend: „Krisen haben immer auch rein statistische Auswirkungen, so verringern sie zwar den Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern, an den strukturellen Benachteiligungen für Frauen und damit am eigentlichen Problem hat sich aber nichts geändert.“ Fragen Sie in diesem Zusammenhang auch Ihre Beraterin bzw. Ihren Berater – denn die persönliche Vorsorge ist für Männer wie Frauen entscheidend.