(kunid) Das ist um ein Drittel mehr als 2020 und ein Wert, der um ein Viertel über dem Zehn-Jahres-Schnitt liegt. Traurig: nur 41 % der Schäden waren versichert.
Als ein „weiteres Jahr mit intensiver Naturkatastrophenaktivität“ beschreibt das Swiss Re Institute (SRI) das vergangene. Gerade hat das Institut seinen Bericht zu Naturkatastrophen 2021 veröffentlicht.
Demnach haben Naturkatastrophen vergangenes Jahr weltweit zu wirtschaftlichen Schäden in Höhe von 270 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 237 Milliarden Euro, geführt. Gegenüber 2020 ist das eine Zunahme um 33 % und ein Wert, der um ein Viertel über dem Zehn-Jahres-Schnitt liegt.
41 % der Naturkatastrophen-Schäden waren versichert. „Damit setzt sich der langfristige Trend fort, dass die weltweiten versicherten Schäden pro Jahr um durchschnittlich 5 bis 7 % steigen“, teilt das SRI mit.
Hinzu kommen von Menschen verursachte Katastrophen. Das Schadenvolumen erreichte zehn Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) und blieb damit um 29 % unter dem Wert von 2020; es lagen auch unter dem Zehn-Jahres-Schnitt. Der Großteil davon war versichert.
Juli-Hochwasser teuerste Naturkatastrophe in ZentraleuropaMit 30 bis 32 Milliarden Dollar versicherten Schäden war Hurrikan Ida die teuerste Naturkatastrophe des Jahres 2021. Der größte Teil der versicherten Naturkatastrophen-Schäden war aber auch letztes Jahr wieder auf sogenannte „sekundäre Naturgefahren“ zurückzuführen gewesen.
Als solche gelten Ereignisse, die unabhängig und vergleichsweise häufig – öfter als „primäre“ Naturgefahren wie Erdbeben oder Wirbelstürme – auftreten und vergleichsweise geringe bis mittlere Schäden verursachen, sowie sekundäre Effekte primärer Naturgefahren, z.B. ein Tsunami nach einem Erdbeben.
So stellten etwa die Überschwemmungen im Juli in Europa die bisher teuerste Naturkatastrophe in der Region dar.
Laut Sigma-Analyse entstanden dadurch in Deutschland und Nachbarländern wirtschaftliche Schäden von mehr als 40 Milliarden Dollar und versicherte Schäden im Ausmaß von 13 Milliarden Dollar – zum aktuellen Umrechnungskurs sind das mehr als 35 bzw. 11,4 Milliarden Euro.
DeckungslückenDem Swiss Re Institute zufolge sind in den vergangenen zehn Jahren 23 % der wirtschaftlichen Naturkatastrophen-Schäden auf Überschwemmungen entfallen.
Die Deckungslücke in Bezug auf schwere Hochwasserschäden ist allerdings „trotz rekordhohen versicherten Schäden durch Überschwemmungen“ groß – am größten in Asien, wo nur sieben 7 % der Schäden versichert sind. In Europa sind es 34 %.
Von den Naturkatastrophen-Schäden insgesamt waren 2021, global betrachtet, 59 % nicht versichert, im Schnitt der Jahre 2011 bis 2021 beträgt die Deckungslücke 63 %.
Handlungsbedarf
„Angesichts des Ausmaßes der Verwüstungen verdienen Überschwemmungsrisiken dieselbe Aufmerksamkeit und ebenso strenge Risikoprüfungen wie primäre Naturgefahren, etwa Hurrikane“, sagt Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re.
„Der Handlungsbedarf zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft wird weltweit immer dringlicher“, ergänzt Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re.
Zusammen mit dem öffentlichen Sektor sieht er aber „die Rück-/Versicherer gut gerüstet“, um die Erschließung von Hochrisikogebieten zu verhindern und in Schutzmaßnahmen wie grüne Infrastruktur zu investieren.
Dies sorgt dafür, dass Vermögenswerte versicherbar bleiben, und verbessert zugleich den Wachstumsausblick, so Haegeli abschließend.