(kunid) Zwar besteht Bereitschaft, auch Überstunden zu leisten, insgesamt dominieren aber private Aspekte. Work-Life-Balance ist für drei von vier Befragten wichtiger als Karriere.
Das Meinungsforschungsinstitut Marketagent hat in Zusammenarbeit mit Leitbetriebe Austria im vierten Quartal des Vorjahres eine Feldstudie zur Stimmung am heimischen Arbeitsmarkt durchgeführt.
Die 40-Stunden-Woche habe ausgedient, Modelle wie die 4-Tage-Woche würden die Diskussion weiter anheizen, so Marketagent. Der Fokus der Österreicher verschiebe sich zunehmend weg von traditionellen Karrieremustern hin zu flexibleren Arbeitsmodellen.
Wieviel und wie die Österreicher arbeiten wollen
Durchschnittlich sind die Österreicher bereit, 33,7 Stunden pro Woche zu arbeiten, wobei Männer (36,2 Stunden) eine längere Arbeitszeit als Frauen (30,8 Stunden) bevorzugen. Mehr als 40 Stunden wollen nur 7,6 % arbeiten, höchstens 20 Stunden rund 12 %.
Dabei sollte der Home-Office-Anteil im Mittel 39 % der Arbeitszeit ausmachen; Frauen wünschen sich mit 43 % einen deutlich höheren Anteil an Arbeit von zu Hause aus als Männer, die nur 35 % ihrer Arbeitszeit im Home-Office verbringen wollen.
Mit zunehmendem Alter steigt der gewünschte Anteil der im Home-Office verbrachten Zeit an der gesamten Arbeitszeit.
Was bei der Jobsuche im Vordergrund steht
Gutes Gehalt bzw. faire Bezahlung steht bei der Jobsuche im Vordergrund, so die Studie: 69 % bezeichnen dies als besonders wichtig. 57 % wünschen sich ein gutes Arbeitsklima, 43 % „Wertschätzung“.
Deutliche Unterschiede ortet Marketagent zwischen den Geschlechtern: Für Frauen seien Home-Office, gutes Arbeitsklima und flexible Arbeitszeiten wichtiger als für Männer, Männer legen mehr Wert auf flache Hierarchien, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung in der Arbeit.
Darüber hinaus können sich die Befragten einen Arbeitsweg von maximal 23,9 Kilometern vorstellen, mehr als 60 Kilometer würden nur 6 % fahren. Den weitesten Weg zur Arbeit sind die Burgenländer (durchschnittlich 33,8 km) bereit zu akzeptieren.
Private Werte dominieren
73 % der Studienteilnehmer würden Work-Life-Balance als viel oder eher wichtiger empfinden als eine Karriere, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. Auch andere private Aspekte stehen im Vordergrund.
So bevorzugen 87 % Zeit für Familie und Privates gegenüber Zeit im Beruf zu verbringen, knapp 80 % wünschen sich eine Trennung von Job- und Privatleben und für 76 % sind private Ziele wichtiger als berufliche Ziele. Und schließlich ist für 65 % Prozent Freizeit wichtiger als Vermögen.
Dennoch bereit zu Überstunden
88 % der Studienteilnehmer sind zur Leistung von Überstunden ganz oder eher bereit; Voraussetzung sei aber, dass diese fair bezahlt oder gutgeschrieben werden. Und außerdem sollten Überstunden nicht an der Tagesordnung stehen – dem stimmen 83,5 % ganz oder eher zu.
Je gebildeter die Teilnehmer, desto positiver auch die Einstellung zu Überstunden, so die Studie. Für 59 % der Pflichtschulabsolventen, 43 % der Befragten mit Berufsausbildung, aber nur für 35 % mit mindestens Matura sind sie ein Zeichen für eine ineffiziente Arbeitsweise.
Als Mittel zum Zweck, mehr zu verdienen, bezeichnen 73 % der Studienteilnehmer mit Pflichtschulabschluss Überstunden; bei jenen mit abgeschlossener Berufsausbildung sind es knapp 70 %, bei jenen mit Matura 58 %.
Loyalität zum Unternehmen steigern
Obwohl laut Studie 81 % mit ihrem derzeitigen Beruf sehr oder eher zufrieden und nur 5 % sehr unzufrieden sind, wären 35 % bereit, den Job zu wechseln. 9 % wollen dies übrigens „unbedingt“.
Dabei erwarten die Befragten, in einem anderen Beruf mehr zu verdienen: Im Mittel rechnen sie damit, durch einen Jobwechsel einen um 29 % höheren Gehalt zu bekommen. Und 18 % glauben, dass es sehr leicht wäre, einen anderen Job zu finden, 48 %, es wäre eher leicht.