(kunid) 62 % der österreichischen Mittelstandsunternehmen bezeichnen in einer EY-Umfrage ihre Geschäftslage als gut, weitere 29 % als eher gut. Das ist im Jahresvergleich eine deutliche Aufhellung. Veränderungen gibt es auch bei der Einschätzung der größten Gefahren für das eigene Unternehmen: Stark zugenommen haben in der Risikobewertung die Lieferketten- und die Rohstoffpreisproblematik, aber auch IT-Risiken.
Es gibt Erfreuliches zu berichten: Ende 2020 bezeichneten deutlich weniger mittelständische Unternehmen in Österreich ihre Geschäftslage als „gut“ als Ende 2021.
Das ist dem jüngst veröffentlichten „Mittelstandsbarometer“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zu entnehmen.
Deutlich größerer „Gut“-Anteil
Der Anteil jener Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ bewerten, ist im Jahresvergleich von 37 auf 62 % gestiegen. Damit ist er wieder auf das Niveau von Anfang 2019 zurückgekehrt.
Die Zahl derer, die sie als negativ („schlecht“) einstufen, sank von 28 auf 9 %.
29 % bewerten ihre Geschäftslage derzeit als „eher gut“, 5 % als „eher schlecht“.
Die Bewertung der Lage in den Branchen
Unter den sieben ausgewiesenen Branchen ist der Anteil der „Gut“-Nennungen im Sektor Transport, Verkehr und Energie am größten: Er stieg im Jahresvergleich von 43 auf 78 %.
Deutlich verbessert hat sich auch die Beurteilung bei den Finanzdienstleistern. Hier kletterte der „Gut“-Anteil von 37 auf 60 %.
Der Tourismus liegt zwar mit vergleichsweise geringen 43 % an letzter Stelle, doch selbst dieser Wert bedeutet eine merkliche Verbesserung nach 14 % ein Jahr davor.
Für die Zukunft überwiegt die Zuversicht
Beim Blick in die Zukunft überwiegt der Optimismus. 33 % rechnen mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. „Zuletzt waren die heimischen Unternehmen Anfang 2018 so positiv eingestellt“, merkt EY an.
Im Tourismus glauben 39 % an eine Verbesserung – der höchste Wert im Branchenvergleich. Im Finanzdienstleistungssektor rechnen 27 % mit einer Verbesserung.
Aber: Der Tourismus ächzt weiterhin unter den Covid-19-Maßnahmen und der fehlenden Planbarkeit aufgrund von Lockdowns. Die Industrie leidet vor allem unter den schwankenden Rohstoffpreisen und Lieferengpässen, insbesondere bei Chips in Folge der Halbleiterkrise.
Fachkräftemangel rückt auf Platz eins der größten Gefahren
Wo sehen die Befragten derzeit die größten Gefahren für die Entwicklung ihres Unternehmens?
Ein Jahr zuvor führten drei Risiken die Liste klar an: der neuerliche Ausbruch einer Pandemie, wirtschaftlicher Abschwung bzw. Rezession und Fachkräftemangel.
In der aktuellen Umfrage hat sich das Bild gewandelt. In den Vordergrund getreten ist der Fachkräftemangel: 35 % (2020: 18) betrachten ihn als „sehr große“, weitere 26 % als „eher große“ Gefahr (2020: 39).
Auch Lieferketten- und Rohstoffpreisthematik verstärkt im Blickfeld
Ebenfalls nach vorne gerückt sind Probleme in der Lieferkette, welche von 23 % (2020: 3) als „sehr große“ und von 28 % (2020: 15) als „eher große“ Gefahr bewertet werden.
Hohe oder stark schwankende Rohstoffpreise liegen mit 20 (2020: 4) bzw. 29 % (2020: 25) an dritter Stelle.
Eine Verschärfung der Pandemie oder der damit zusammenhängenden Maßnahmen beurteilen insgesamt 46 % als „eher“ oder „sehr große“ Gefahr. Ein Jahr zuvor lag das Pandemierisiko mit 76 % an der Spitze.
Etwas weiter hinten in der Tabelle liegen IT-Risiken mit insgesamt 37 %; gleichwohl ist das gegenüber dem Vorjahr (14 %) eine merkliche Steigerung.
Auf Sicht fahren und auf Negativszenarien vorbereiten
„Das derzeitige Umfeld ist für Unternehmen extrem volatil, es ist gerade für kleinere Unternehmen enorm schwierig, alle Risiken im Blick zu behalten und ihnen angemessen zu begegnen – zumal sie vielfach als Teil der Lieferkette auf solvente, handlungs- und lieferfähige Lieferanten angewiesen sind,“ sagt Erich Lehner, Managing Partner Markets und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich.
Klar ist: Die Pandemie ist noch nicht vorbei, sondern hält immer wieder böse Überraschungen für uns bereit. Da heißt es für die Unternehmen, auf Sicht zu fahren und sich soweit möglich auch auf zunächst unwahrscheinlich erscheinende Negativszenarien vorzubereiten.