(kunid) Viele verlassen sich auf Eltern und Großeltern und rechnen mit Erbschaften. Bei Fragen zur finanziellen Vorsorge wird auf das persönliche Umfeld vertraut, bei Entscheidungen überschätzen sich viele aber.
Bereits zum dritten Mal nach 2021 und 2022 haben die Uniqa und Raiffeisen Versicherung ihre Finanzvorsorge-Studie veröffentlicht. Die Studie wurde wieder von der Mindtake Research erstellt. Erstmals wurden auch die verschiedenen Altersgenerationen beleuchtet.
Für die Definition der Generationen wurden die allgemein bekannten Kategorien verwendet: Baby Boomer (59 bis 77 Jahre), Generation X (43 bis 58 Jahre), Generation Y (28 bis 42 Jahre) sowie Generation Z (16 bis 27 Jahre).
Vorsorge: wichtig, aber rückläufig
Für 71 % der Befragten hat finanzielle Vorsorge einen hohen Stellenwert. Allerdings haben nur 37 % konkrete Maßnahmen für die Absicherung im Alter getroffen, wobei ein signifikanter Rückgang zu den beiden früheren Studien verzeichnet wurde.
Zwar sagen auch mehr als 70 % der Befragten aus der Generation Z, dass Vorsorge wichtig ist, tatsächlich sorgen aber nur 20 % bereits vor. Mehr als jeder Fünfte aus dieser Altersgruppe meint, er sei jung und habe dafür noch Zeit.
Bettina Fuhrmann, Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien, macht für diese „Knowledge behaviour gap“ auch Finanzwissensdefizite verantwortlich. Viele Junge können sich den Nutzen einer frühzeitigen Vorsorge nicht vorstellen und wissen nicht, wie lange sie sich auf die Pension vorbereiten müssen.
Selbstüberschätzung
Knapp mehr als die Hälfte der Österreicher, aber nur zwei von fünf Mitgliedern der Generation Z wissen laut Studie, wo und wie sie sich über finanzielle Vorsorge informieren können. Darüber hinaus sind der jüngsten Generation die verschiedenen Anlageprodukte am wenigsten bekannt.
Wenige Unterschiede gibt es bezüglich der Einschätzung, was das eigene Finanzwissen betrifft. 30 % der Studienteilnehmer schätzen es als gering ein, weitere 50 % als weder schlecht noch gut.
Fuhrmann sieht vor allem in Letzterem ein Problem. Viele wissen nicht, ob sie viel oder wenig wissen, „sie sind sich ihres Unwissens nicht bewusst“. Das kann dazu führen, dass die Menschen sich bei Finanzentscheidungen überschätzen.
Die Generation der Erben
Für die finanzielle Vorsorge sind bzw. waren häufig Eltern oder Großeltern von großer Bedeutung. Insgesamt sagen 29 % der Studienteilnehmer, dass diese zumindest teilweise von den Eltern übernommen wurde, 20 %, dass die Großeltern zumindest etwas beigesteuert haben.
Am meisten von den Beiträgen der vorangegangenen Generationen profitiert die Generation Z: Für 36 % stammt die gesamte Vorsorge von den Eltern, für weitere 27 % zum Teil. Von den Großeltern haben je 24 % die gesamte oder einen Teil der Vorsorge erhalten.
Und das sollte sich fortsetzen, erwarten die Jungen: 28 % aus der Generation Z rechnen damit, von ihren Eltern, und 13 %, dass sie von ihren Großeltern noch weitere Unterstützung bekommen werden.
Ohne eine solche Unterstützung wäre vieles nicht möglich. Für knapp die Hälfte der 16- bis 60-Jährigen wäre die Anschaffung eines Eigenheims unmöglich (gewesen), fast ebenso viele haben ohne sie größere Sorgen, was ihre finanzielle Situation bis zur Pensionierung oder in der Pension betrifft.
Vertrauen in das persönliche Umfeld
Vor allem in Familienmitglieder haben die Österreicher Vertrauen, wenn es um Fragen der finanziellen Vorsorge geht. Für 59 % sind es Partner oder Partnerin, denen sie sehr oder eher vertrauen, für 41 % die Eltern und für 32 % Kinder (über 15 Jahren).
Deutlich niedriger ist das Vertrauen in Banken (29 % haben großes oder eher Vertrauen), Versicherungen (20 %) und Versicherungsmakler (19 %). Finanz-Influencern und Social Media bringen laut Studie aber nur jeweils 7 % der Österreicher Vertrauen entgegen.
Vor allem jüngere Menschen nutzen häufig dieselben Anlageformen wie ihre Eltern. Fuhrmann betont, dass Finanzbildung hierzulande hauptsächlich innerhalb der Familie erfolgt, Kinder übernehmen, was die Eltern gemacht haben.
Nicht nur Bildung, auch Nichtbildung wird vererbt. Fuhrmann: „Wenn die Vorbilder nicht günstig sind oder wo nicht über Geld gesprochen wird, kann man auch nicht viel mitnehmen.“ So verwundert es wenig, dass Sparkonten und Sparbücher sowie „Bargeld zuhause“ die häufigsten „Anlageformen“ sind.
Verantwortung für finanzielle Vorsorge
62 % aller Befragten und immer noch 55 % in der Generation Z sind der Meinung, dass jeder für seine finanzielle Vorsorge selbst verantwortlich ist; unter den Baby Boomern sind das sogar 77 %.
Dennoch sehen viele auch Eltern und Großeltern in der Pflicht. Rund jeder dritte Befragte aus den Generationen Y und Z findet, dass Eltern die Verantwortung haben, einen Teil der finanziellen Vorsorge ihrer Kinder zu übernehmen. Und 20 bzw. 12 % sehen auch bei den Großeltern Verantwortung dafür.
Das dürfte auch der Grund sein, warum manche nicht in ihre finanzielle Vorsorge investieren. 13 % aller 16- bis 60 Jährigen gehen davon aus, dass sie einmal etwas erben werden oder geschenkt erhalten (oder bereits geerbt oder vorzeitig geschenkt bekommen haben).
Allerdings investieren 18 % der Befragten deshalb nicht in ihre finanzielle Vorsorge, weil sie entweder glauben, einmal genug zu verdienen, oder bereits genug verdient haben. In der Generation Z setzen übrigens 18 % aufs Erben und 24 % auf ein künftiges hohes Einkommen.