(kunid) Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer gerade veröffentlichten Prognose eine Konjunkturbelebung im zweiten Halbjahr 2023 und ein BIP-Wachstum von 0,5 % für das Jahr 2023. 2024 wird sich das Wachstum auf 1,7 % beschleunigen. Die HVPI-Inflation sinkt nach Spitzenwerten zu Jahresbeginn kontinuierlich, beträgt aber 2025 noch immer überdurchschnittliche 2,9 %.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 kam der Aufholprozess nach der COVID-19-Pandemie zum Erliegen. Seitdem befindet sich die österreichische Wirtschaft aufgrund der Unsicherheiten infolge des russischen Angriffskriegs, einer geringeren Dynamik des internationalen Umfelds und des energiepreisbedingten starken Inflationsanstiegs in einer Stagflationsphase.
„Wir befinden uns aktuell in einer Phase mit Nullwachstum und weiterhin hoher Inflation, aber in der zweiten Jahreshälfte nimmt die Wirtschaft wieder Schwung auf und die Inflation wird langsam sinken“, kommentiert OeNB-Gouverneur Robert Holzmann die vorliegende Prognose.
Was wir für Österreich erwarten dürfen
Im Gegensatz zu Deutschland besteht in Österreich für das Gesamtjahr 2023 zum aktuellen Zeitpunkt keine Gefahr einer Rezession.
Mit der Erholung der internationalen Konjunktur im weiteren Jahresverlauf sowie dem rückläufigen Inflationsdruck wird ab dem zweiten Halbjahr 2023 wieder mit nennenswerten Wachstumsraten des realen BIP in Österreich gerechnet.
Für das Gesamtjahr 2023 ergibt sich ein schwaches Wirtschaftswachstum von 0,5 %. 2024 wird der Inflationsdruck weiter abnehmen und die Inlandskonjunktur wird zur zentralen Konjunkturstütze.
Die aufgrund des österreichischen Lohnbildungsprozesses um ein Jahr verzögerte Inflationsabgeltung führt zu einem außergewöhnlich kräftigen Ansteigen der Reallöhne und damit des privaten Konsums; das Wirtschaftswachstum wird sich 2024 auf 1,7 % beschleunigen. Auch 2025 wird das Wachstum (1,6 %) von kräftigem Konsum getragen. Im Vergleich zur Dezemberprognose der OeNB ist die Prognose für das Wachstum des realen BIP annähernd unverändert.
Zum Thema Inflation
Die HVPI-Inflation erreichte energiepreisgetrieben mit 8,6 % im Jahr 2022 ihren Höhepunkt.
Der Preisauftrieb wird sich in den Jahren 2023 bis 2025 abschwächen, aber auch 2025 mit 2,9 % deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen.
Während von den Energiepreisen keine nennenswerten Beiträge zu erwarten sind, bildet sich die Inflation im Dienstleistungsbereich nur langsam zurück, weshalb die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Jahr 2024 mit 5,1 % um 1 Prozentpunkt über der HVPI-Rate liegen wird.
Der Arbeitsmarkt ist von anhaltendem Arbeitskräftemangel gekennzeichnet. Daher wird für das Jahr 2023 trotz der Konjunkturschwäche nur mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 % gerechnet. Bis 2025 wird die Arbeitslosenquote auf knapp über 6 % sinken.
Zum Bruttoinlandsprodukt
Trotz Stagflation geht der Budgetsaldo im Jahr 2023 aufgrund des Auslaufens temporärer Fiskalmaßnahmen (insbesondere der COVID-Krisenmaßnahmen) auf -2,6 % des BIP zurück.
Die weitere Verbesserung des Budgetsaldos im Jahr 2024 auf -1,9 % lässt sich auf die wieder anziehende konjunkturelle Dynamik und das Auslaufen der Energiepakete zurückführen.
Die Schuldenquote wird vor allem aufgrund des inflationsbedingt hohen Wachstums des nominellen BIP von 78,4 % im Jahr 2022 auf 70,9 % im Jahr 2025 sinken.