(kunid) Vor kurzem stimmte das EU-Parlament für ein Verbrenner-Verbot ab 2035 – ab dann sollen nur mehr emissionsfreie Neuwagen in der Europäischen Union zugelassen werden. In Österreich ist das im Rahmen des „Mobilitätsmasterplans 2030“ bereits fünf Jahre früher vorgesehen.
Mit Blick auf den heimischen Automarkt scheint die Erreichung dieses ambitionierten Ziels realistisch, meint das Beratungsinstitut PwC: 13,3 % der heimischen Neuwagen waren demnach in der ersten Jahreshälfte 2022 vollelektrisch – das entspricht rund 14.500 Fahrzeugen und einem Anstieg des Marktanteils von 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr.
Damit zählt Österreich zu den aufstrebenden Märkten, was den Absatz von reinelektrischen Fahrzeugen (Battery Electric Vehicle, BEV) betrifft. Das Wachstum der weltweiten Neuzulassungen von reinelektrischen Fahrzeugen hat sich im zweiten Quartal 2022 durch Lieferkettenprobleme und Lockdowns in China allerdings verlangsamt. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC. Für diese Umfrage wurden die Neuzulassungszahlen in weltweit 14 Märkten ausgewertet. Demnach wurden im zweiten Quartal 2022 weltweit immer noch 61,7 % mehr E-Fahrzeuge zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Ein Wermutstropfen: Im ersten Quartal 2022 lag das Wachstum noch bei 108 %. Die Marktanteile von BEVs in Österreich und weiteren wichtigen Märkten steigen dennoch weiter an.
Ungebrochener Trend zur E-Mobilität
Zu den reinelektrischen Top-Fahrzeugmodellen am europäischen Markt zählten im ersten Halbjahr 2022 der FIAT 500 electric (24.649 verkaufte Fahrzeuge), Tesla Model 3 (21.023 Vehikel) und Renault ZOE (15.580). „Die Elektromobilität stemmt sich gegen einen strauchelnden Gesamtmarkt“, erklärt Günther Reiter, Automotive Leader PwC Österreich, „europäische Autohersteller waren besonders stark von Lieferengpässen als wirtschaftlicher Folge des Kriegs in der Ukraine betroffen.“ Daher waren zuletzt Produktverfügbarkeit und Auswahloptionen bei Modellen und Farben eingeschränkt und die Lieferzeiten entsprechend lang.
In Europa werden in diesem Jahr nur knapp 1,5 Mio E-Fahrzeuge produziert werden – bei maximaler Kapazität und ohne Engpässe könnten es mehr als doppelt so viele sein. Erfreulich: Derzeit werden erste Anzeichen für eine Entspannung der Lieferengpässe beobachtet, Produktionssteigerungen für E-Autos werden erwartet. Für Österreich sieht PwC mittel- und langfristig eine konstant steigende Nachfrage nach Elektroautos.
Europa braucht unabhängige Lieferketten
Um sich in Zukunft besser gegen externe Schocks zu wappnen, setzen die europäischen Hersteller auf milliardenschwere Investitionen in unabhängige europäische Lieferketten, vor allem bei Batterien. PwC erwartet bis 2030 in Europa eine Batterienachfrage von rund 1 TWh.
Für den Standort Europa geht es jetzt vor allem um Unabhängigkeit: Heute stammen tatsächlich noch mehr als 60 % der Vormaterialien für Batterien aus China und keiner der Top-20 Batterieproduzenten stammt aus Europa.